230 Jahre Darowa |
HOG Darowa: Mit einem Kirchweihfest in der alten
Heimat begehen die Darowaer das 230-jährige Ortsjubiläum
„Buwe, was han mer heit? – Kerwei in Darowa!“
Lange ist es her, als man alljährlich in Darowa noch das traditionelle
Kirchweihfest feierte. Seit vielen Jahren hat man dort das bekannte „Buwe,
was han mer heit?“ nicht mehr vernommen und auch keine „Kerweisprüche“
mehr gehört. Und in der römisch-katholischen Ortskirche, die mittlerweile
von den griechisch-katholischen Gläubigen genutzt wird, wurde schon lange
kein Kirchweihgottesdienst mehr gefeiert. Dieses Jahr war es aber anders, denn
es stand ein besonderes Jubiläum an: 230 Jahre, seitdem die ehemalige deutsche
Ortschaft gegründet wurde. Das Jubiläum sollte gebührend begangen
werden, und so einigten sich die Heimatortsgemeinschaft Darowa und das Bürgermeisteramt
der Gemeinde Darowa auf eine Jubiläumsfeier mit Kirchweihfest am letzten
Augustwochenende. Der Einladung der beiden Mitveranstalter sind über 250
Landsleute aus Deutschland gefolgt, um in der alten Heimat gemeinsam das 230-jährige
Bestehen des Ortes und Kirchweih zu feiern. Und die Darowaer brachten Tanzgruppe,
Kirchenchor und Blaskappelle gleich mit.
Da viele ausgewanderte Banater Schwaben aus Darowa in Spaichingen eine neue
Heimat gefunden haben, war auch der Bürgermeister der Stadt, Hans Georg
Schuhmacher, zur Jubiläumsfeier angereist. „Ich lebe schon seit langer
Zeit mit den Banater Schwaben zusammen. Schön ist, dass sie ihre ursprüngliche
Heimatkultur mit nach Spaichingen genommen haben. Nun, zum Anlass der Feier
‚230 Jahre Darowa‘, will ich das Ganze auch mit Bildern und Eindrücken
fühlen und deswegen bin ich heute hierhergekommen“, sagte Schuhmacher.
Gekommen waren auch weitere Ehrengäste, so der Vorsitzende des Demokratischen
Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), Erwin Josef Tigla, und der Direktor
der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung aus Temeswar, Helmut Weinschrott.
Tigla hatte auch die Reschitzaer deutsche Volkstanzgruppe „Enzian“
mitgebracht.
Bereits am Freitag wurde der „Kerweiboom“ auf dem Platz vor dem
Kulturheim aufgestellt. Am Abend gab es dann ein Tanzfest in Lugosch, bei dem
die Kapelle „Original Banater Echo“ unter der Leitung von Manfred
Ehmann, verstärkt durch Mitglieder der Darowaer Dorfschwaben Musikanten,
aufspielte. Es war sozusagen eine Stimmung auf das bevorstehende Fest.
Am Samstag, dem 27. August, war es dann endlich soweit. In Darowa war wieder,
wie einst, der Ruf „Buwe, was han mer heit?“ zu hören. Neunzehn
19 Paare in Original Darowaer Kirchweihtracht – türkiser Seidenrock,
weiße Schürze, weiße Bluse und schwarzes Leibchen – und
zwölf Mitglieder der Reschitzaer Volkstanzgruppe „Enzian“ machten
sich mit Marschmusikbegleitung auf den Weg zur Kirche. Angeführt wurde
der stattliche Kirchweihzug vom Vortänzerpaar Hans und Käthe Winze
mit dem buntgeschmückten Kirchweihstrauß. So viele Gottesdienstbesucher
wie an diesem Tag hatte die altehrwürdige Kirche schon lange nicht mehr
verzeichnet. Die heilige Messe wurde von dem Severiner Dekan und Lugosch Pfarrer
Mihai Titi Dumitresc gemeinsam mit Monsignore László Wonnerth,
Domherr und Pfarrer von Temeswar-Freidorf, Daniel Pozsonyi, Kaplan in Lugosch,
und Ioan Grad, griechisch-katholischer Priester von Darowa, zelebriert. Der
Kirchenchor unter der Leitung von Monika Bati begleitete den Gottesdienst musikalisch
und sang altbekannte Lieder, wie das Marienlied „Mit frohem Herzen will
ich singen“. Die heilige Messe war feierlich und bewegend zugleich. Bei
den meisten Landsleuten mischten sich Erinnerungen an Feste in längst vergangenen
Zeiten mit der Freude, diesem besonderen Ereignis beiwohnen zu können.
Und so verwundert es nicht, dass so manche Träne vergossen wurde. Nach
der Messe spielte die Blaskapelle zum Tanz vor der Kirche auf.
Der Schauplatz des Geschehens verlagerte sich sodann in den Friedhof. Mit einer
kurzen Andacht und einer Kranzniederlegung wurde aller Verstorbenen, ganz gleich
wo sie ihre letzte Ruhe gefunden haben, gedacht. Die Andacht wurde von Pfarrer
Dumitresc gestaltet und vom Kirchenchor musikalisch umrahmt. Die Besucher waren
vom gepflegten Aussehen des Heimatfriedhofs sehr angetan. Wie bereits berichtet,
konnte der Friedhof – dank der Spendenbereitschaft unserer Landsleute
und der Unterstützung seitens der Gemeinde – instandgesetzt und neugestaltet
werden. Für den Beitrag, den viele dafür geleistet haben, möchte
sich der HOG-Vorstand nochmals bedanken.
Bei dem anschließenden festlichen Gemeinschaftsessen im frisch renovierten
Kulturheim konnten sich die Festgäste stärken. Die Speisen –
Supp un feine Nudle, gfilltes Kraut, Ausgebacknes un Grumbiere – schmeckten
allen bestens. Zum Nachtisch gab es verschiedenste Sorten Kleingebäck.
Nach der Ansprache des Darowaer Bürgermeisters Sorin Tilihoi, der die Banater
Schwaben in ihrer alten Heimat herzlich willkommen hieß, und der Rede
des Spaichinger Bürgermeisters Hans Georg Schuhmacher wurde eine an der
Fassade des Kulturheims, unterhalb des bekannten Mosaiks eines schwäbischen
Trachtenpaares, eine Gedenktafel aus schwarzem Marmor zu Ehren der ehemaligen
deutschen Bewohner in Darowa enthüllt.
Die Inschrift ist zweisprachig gehalten und hat folgenden Wortlaut: „Darowa
1786-2016. Diese Gedenktafel ist den ehemaligen deutschen Bewohnern –
Banater Schwaben – anlässlich der 230-Jahr-Feier der Gemeinde Darowa
gewidmet. Landsmannschaft der Banater Schwaben • Heimatortsgemeinschaft
Darowa • Bürgermeisteramt Darowa / Darova 1786-2016. Aceasta placa
aniversara este dedicata locuitorilor de odinioara, germani –svabi banateni
– cu ocazia sarbatoririi a 230 de ani de la înfiintarea satului
Darova. Asociatia Svabilor Banateni din Germania • Comunitatea locala
Darova din Germania • Primaria Comunei Darova / 27. August 2016”.
Die Enthüllung der Gedenktafel nahmen die Bürgermeister Tilihoi und
Schuhmacher, wonach Pfarrer Ion Grad die Tafel segnete. Anschließend sprachen
Hans Winze, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Darowa, und DFBB-Vorsitzender
Josef Erwin Tigla Grußworte.
Nach diesem feierlichen Moment erreichte das Kirchweihfest seinen Höhepunkt,
als die Vortänzer Käthe und Hans Winze trugen vom Weinfass herab den
traditionellen Kirchweihspruch vor: „Liebe Kerweihgäste von nah und
fern,/ nach altem Brauch und alter Sitte/ begrüße ich euch heute
in unserer Mitte,/ meine Landsleute und alle Gäste,/ heute zu unserem Kerweihfeste./
Schon lange haben wir erwartet dieses Fest,/ zu dem gekommen sind recht viele
Gäst‘./ Die schwäbische Tracht mit geschmücktem Hut/ steht
uns Mädchen und Buben recht gut./ Mit Rosmarein, mit Hut, mit Kerweihmusik
und Kerweihzug,/ das Kirchweifest für Groß und Klein,/ alle wollen
wir recht lustig sein./ So möge es noch viele, viele Jahre bleiben./ Die
Darowaer Kerweih, sie lebe hoch, hoch, hoch!“
„Kerweihvatter“ Josef Backo „verlizitierte“ sodann „Hut
und Tiechel“. Der Kirchweihstrauß wurde anschließend zu Anita
und Sorin Bender „heimgespielt“ als Dank für ihren Einsatz.
Das Ehepaar hatte unter anderem den „Kerweihboom“ frisch gestrichen
und geschmückt. Auf den Platz vor dem Kulturheim zurückgekehrt, führten
die Kinder- und Jugendtanzgruppe aus Spaichingen unter der Leitung von Brigitte
Polling und Christine Wollanka sowie die Erwachsenentanzgruppe unter der Leitung
von Hans und Käthe Winze den „Kathiländler“ und die Polka
„Veilchenblaue Augen“ vor. Die Gastgruppe aus Reschitza zeigte einige
traditionelle Volkstänze aus dem Banater Bergland. Bis in die späten
Abendstunden hinein wurde zu deutscher und rumänischer Volksmusik gemeinsam
gefeiert und getanzt.
Zum Abschuss der Reise besuchten die aus Deutschland mit dem Bus angereisten
Landsleute die Wallfahrtskirche Maria Radna. Mit einem Koffer voller unvergesslicher
Eindrücke und schöner Erinnerungen kehrten die Festteilnehmer in die
neue Heimat zurück. Auch hier, in Spaichingen, wurde zwei Wochen später,
anlässlich des Heimatortstreffens, an das Ortsjubiläum erinnert.
Wir bedanken uns bei Franz Aulila, dem Ehrenvorsitzenden der HOG Darowa, für
die gute Organisation der Reise und der Festlichkeiten und bei allen Mitwirkenden,
die die Festtage in Darowa zu einem unvergesslich schönen Erlebnis werden
ließen. Martina Molitor